Einst war es die Wiege des Tourismus im Norden Teneriffas, jetzt ist es nur noch eine Ruine: Das seit 2007 geschlossene Hotel “Neptuno” in Bajamar ist ein besonderer Lost Place mit sehr wechselhafter Geschichte.
In den 1960er Jahren begann der Massentourismus auf Teneriffa, vor allem zwei Orte im Norden der Insel waren damals besonders angesagt: Puerto de la Cruz und Bajamar. Zwar war Puerto die größere Stadt mit den meisten Hotels, doch Bajamar war die zweitwichtigste Touristen-Destination auf der Insel. Heutzutage erscheint das unvorstellbar…
Wesentlichen Anteil daran hatte das Anfang der 1960er Jahre erbaute Hotel Neptuno. Es liegt im östlichen Bereich von Bajamar direkt an der Steilküste oberhalb der Playa del Arenal. Knapp 100 Zimmer gab es in dem Hotel, zudem sind im westlichen Teil des Grundstücks mehrere Bungalows, die ebenfalls für die Gäste zur Verfügung standen. Das Neptuno bot für die damalige Zeit durchaus eine gehobene Ausstattung, das lässt die Anlage von ihrer Architektur her auch heute noch erahnen.
Bis in die 1980er Jahr hinein liefen die Geschäfte gut, nach dem Bau des Südfughafens und dem massiven Neubau von Hotels im Süden Teneriffas begann allerdings der langsame aber unaufhaltsame Abstieg Bajamars und damit auch des Hotels Neptuno.
Der ganze Ort erscheint heute seltsam steril und trist, es gibt zwar künstliche Meerwasserschwimmbäder und auch einen Strand, aber hoher Wellengang machen das Baden oft unmöglich.
Und so sanken die Touristenzahlen in Bajamar und die Übernachtungen im Neptuno immer weiter. Schließlich sah sich das Hotel mit einem Problem konfrontiert, unter dem lange Zeit auch viele Hotels in Puerto de la Cruz litten: Man hatte sich lange Zeit auf dem eigenen Erfolg ausgeruht und nicht rechtzeitig in die Modernisierung der Anlagen investiert.
Mit den später ausbleibenden Besuchern fehlte dann das Geld für die notwendigen Investitionen. Und so ließen sich die Zimmer im einstmals stolzen Neptuno nur noch zu “Ramschpreisen” mit Urlaubern füllen. 2007 war schließlich das Ende unabwendbar, das Hotel Neptuno schloss seine Türen.
Hier findet ihr mein Video mit Außen- und Innenaufnahmen des Hotels und der Bungalows:
Schon in der unmittelbaren Zeit danach begannen Verfall und Vandalismus – wie fast immer in solchen Situationen. Die Sprayer kamen, Scheiben wurden zerschlagen, die noch vorhandene Einrichtung zerstört oder gestohlen.
Zwar gab es in den Jahren nach der Schließung noch einige Rettungsversuche für das Hotel Neptuno. Unter anderem sollen wohl russische Investoren Interesse an der Ruine gehabt haben. Aber aus all diesen Plänen wurde nichts.
Bekannte Graffiti-Sprayer verwandelten schließlich die Bungalows und Teile des Hotels in regelrechte Kunstwerke. Darunter sind international und national bekannte Namen wie 3TTMAN, Iker Muro und Kikko. Leider sind Teile ihrer Werke bereits wieder übersprüht worden bzw. durch das Zumauern von Türen und Fenstern zerstört worden.
Seit mehreren Jahren versucht die Gemeinde La Laguna nun, den Abriss des Hotels in die Wege zu leiten. Das Verfahren verzögert sich allerdings immer weiter. Ursprünlich sollte der Abriss im Jahr 2025 ausgeschrieben werden – doch ob es dazu kommt, ist unklar. Aktuell stehen die Hotelruine und die Bungalows noch.
Das Gelände liegt direkt neben der Hauptstraße, doch von dort ist kein direkter Zugang möglich. Teile der Gebäude sind zugemauert, an mehreren Stellen stehen Zäune. Allerdings nicht überall. Schlängelt man sich durch Gebüsch und Unkraut, gelangt man ohne Zäune und Verbotsschilder zum Poolbereich der Anlage.
Hier findet ihr eine Bildergalerie mit Impressionen des Hotel Neptuno und der Bungalows (Klick auf die Bilder führt zur Großansicht):
In den Gebäuden lassen sich noch einige wenige Überreste der einstigen Ausstattung finden. Regale an den Wänden, Überreste von Badezimmern, Teppiche auf den Fußböden oder die Reste des Fahrstuhls.
Das verlassene Hotel Neptuno in Bajamar – Erreichbarkeit und Parkmöglichkeiten
Erreichbar ist dieser Lost Place sehr gut mit dem Auto. Er liegt am östlichen Ortsrand von Bajamar direkt an der TF 13. Parkplätze findet ihr mit etwas Glück in den angrenzenden Straßen, die den Hang hinauf führen.
Die Anlage besteht aus drei Bereichen: Dem eigentlichen Hotel im östlichen Bereich, der Poolanlage samt Nebengebäude in der Mitte und den Bungalows im westlichen Bereich.
Wichtig: Wenn ihr meint, die Anlage betreten zu müssen, beachtet bitte, dass dies wie immer auf eigene Gefahr geschieht! Ob ein Betreten generell erlaubt ist, entzieht sich meiner Kenntnis. Es gibt an einigen Stellen am Grundstück keine Zäune und ebenso keine Verbotsschilder. Die Gebäude sind teilweise in einem schlechten Zustand, achtet auf herausragende Metallarmierungen, zerbrochene Scheiben und zum Teil auch Löcher im Boden.