Dieser Lost Place sollte die Energiewende auf Teneriffa schon vor Jahren einläuten – doch das Projekt ist innerhalb kurzer Zeit krachend gescheitert. Heute erinnert nur noch eine riesige verrostete Parabolschüssel an die hochfliegenden Pläne. Die Rede ist vom Solarthermie-Kraftwerk von El Médano.
2008 entstand im Inselsüden, rund 200 Meter vom Ort El Médano entfernt, eine neuartige Anlage, die Sonnenenergie „speichern“ sollte. Offizieller Name des Projektes war „Laboratorio de Energía Solar Termoeléctrica“. Ein riesiger Parabolspiegel mit mehr als 25 Metern Durchmesser sollte die Sonnenstrahlen auf einen zentralen Punkt im Zentrum fokussieren. Dort sollten Temperaturen von mehreren 1000 Grad erreicht werden.
Geplant war, durch diese enorme Hitze in einem chemischen Prozess Methanol zu erzeugen. Dieses lässt sich weiterverarbeiten und kann z.B. als Kraftstoff oder in der chemischen Industrie genutzt werden.
Doch soweit kam es nicht. Wie sich herausstellte, gab es keine Genehmigung für den Bau der Anlage, die zudem noch in einem landschaftlich geschützten Gebiet liegt. Mehrfach versuchte die Umweltbehörde, die Baustelle stillzulegen. Die Betreiberfirma setzte sich zunächst darüber hinweg und baute munter weiter.
Schließlich protestierten die Anwohner einer nahegelegenen Wohnanlage, was schließlich zur endgültigen Stilllegung der Anlage führte. Bedenken gab es vor allem wegen der geplanten Lagerung von Methanol auf dem Gelände.
Energie oder Methanol somit nie produziert. Insgesamt sollten auf dem Gelände drei Anlagen entstehen. Sie sollten als Pilotanlagen dienen und weitere Investoren von der Technik und dem Geschäftsmodell überzeugen. Aber nur eine wurde nahezu fertiggestellt. Von ihr stammt auch die heute noch weithin sichtbare riesige „Satellitenschüssel“.
Ursprünglich war die fragile Stahlkonstruktion mit glänzenden Aluminiumplatten belegt, die die Sonnenstrahlen bündelten. Der gesamte Parabolspiegel war über mehrere Stützen an Stahlseilen aufgehängt und konnte so auf den jeweiligen Sonnenstand ausgerichtet werden. Auch die heute noch vorhandenen, großen Hydraulikzylinder dürften dazu gedient haben.
Doch im Jahr 2009, rund ein Jahr nach dem Beginn der Arbeiten, wurde die Baustelle dann doch stillgelegt und aufgegeben. Die damalige Betreiberfirma zog gegen die kanarische Regierung vor Gericht und forderte gigantische Entschädigungszahlungen wegen angeblich entgangener Umsätze. Erst 2013 endete die Auseinandersetzung – Geld bekam die Firma nicht.
Und so ist Teneriffa heute um einen weiteren Lost Place reicher. Die riesige rostige Schüssel ist ein dankbares Fotomotiv. Direkt in der Nähe stehen die Stahlsäulen der anderen beiden geplanten Anlagen. Auch hier haben sich an vielen Stellen Graffiti-Künstler verewigt. Über die Köpfe sausen alle paar Minuten die Ferienflieger vom nahe gelegenen Süd-Airport.
Wie lange die alte und zunehmend klapprige Stahlkonstruktion des Parabolspiegels noch hält, ist schwer abzuschätzen. Wie überall sollten Besucher auch hier auf Stolperfallen auf dem Boden und scharfkantige Stahlstreben achten, die unvermittelt in den Weg ragen. Das Gelände rund um die Anlage ist nicht umzäunt oder anderweitig gesichert, ob ein Betreten erlaubt oder verboten ist, erschließt sich nicht.
Direkt in der Nähe stehen einige Wohncontainer und parkende Autos. Möglicherweise haben hier bis vor einiger Zeit Menschen gelebt bzw. gearbeitet – oder tun es noch. Aber das konnte ich nicht genauer überprüfen.
Das Sonnenkraftwerk von El Médano – Erreichbarkeit und Parkmöglichkeiten
Erreichbar ist dieser Lost Place sehr gut mit dem Auto. Am Ortsende von El Médano biegt ihr nach links auf eine staubige Piste ab. Diese hat das eine oder andere Schlagloch, ist aber bei langsamer Fahrweise auch für Nicht-Geländewagen machbar. Wer die Piste seinem (Miet-) Auto nicht zumuten möchte, weil in diesem Fall ggf. kein Versicherungsschutz besteht, parkt einfach an der Straße im Ort (siehe Markierung auf der Karte) und geht rund 800 Meter zu Fuß.
Wichtig: Wenn ihr meint, die Anlage betreten zu müssen, beachtet bitte, dass dies wie immer auf eigene Gefahr geschieht! Ob das Gelände überhaupt betreten werden darf, kann ich nicht sicher sagen. Möglich ist es allerdings problemlos.