Hoch hinaus – im wahrsten Sinne des Wortes – wollte Puerto de la Cruz in den 1960er Jahren. Die Stadt wuchs rasant und wurde die Top-Urlaubs-Destination der Kanarischen Inseln und ganz Spaniens. Der Preis den die Stadt dafür zahlte, war hoch und ist bis heute zu sehen: Hochhäuser, Verkehrschaos, Verlust der eigenen Identität.

Ende der 1960er begann ein Umdenken: Zurück zum Ursprünglichen, weniger Hochhäuser – und wenn, dann niedriger, Einbeziehung der natürlichen Gegebenheiten in die Stadtplanung. Einer, der an dieser Entwicklung einen maßgeblichen Anteil hatte, ist César Manrique.

 


 

 

Der Architekt, Maler und Umweltschützer stammt von Teneriffas Nachbarinsel Lanzarote. Dort setzte er sich für eine traditionelle Architektur ein. Er trug maßgeblich dazu bei, dass auf der Insel keine Hochhäuser gebaut werden durften – ganz im Gegensatz zu Teneriffa und auch Gran Canaria. Hier schossen die – aus heutiger Sicht – Bausünden jahrelang wie Pilze aus dem Boden.

Blaue Stunde im Lago Martiánez.
Blaue Stunde im Lago Martiánez.
Der Lago Martiánez von der Avenida Colón aus gesehen.
Der Lago Martiánez von der Avenida Colón aus gesehen.

In Puerto de la Cruz bekam Manrique den Auftrag, eine Bademöglichkeit für die Stadt zu schaffen. Durch die starken Strömungen und Wellen ist das Baden an der Nordküste Teneriffas eher gefährlich. Anfang der 1970er Jahre begannen die Bauarbeiten zum Lago Martiánez.

An einem von der Brandung meist überfluteten Kap am nördlichsten Zipfel der Stadt entstand eine riesige Badelandschaft mit einem großen See, dem Lago, und mehreren kleineren Schwimmbecken. Die neue Anlage grenzte direkt an das damals schon bestehende Schwimmbad von San Telmo. Dessen zwei Schwimmbecken wurden in den Lago Martiánez integriert.

Bildergalerie vom Lago Martiánez:

Kleiner Exkurs: Auf alten Luftaufnahmen, die z.B. über die „Historische Bilder“-Funktion bei Google Earth abrufbar sind, lassen sich die alten Becken noch gut durch ihre eckigen Grundformen erkennen. Bei der großen Renovierung des Lago in den 2000er Jahren wurden diese Schwimmbecken ebenfalls organischer gestaltet, so dass sie sich nun harmonisch in den Gesamt-Stil der Anlage einfügen.

Doch nicht nur die Badelandschaft wurde von Manrique entworfen. Insgesamt gestaltete er mehr als einen halben Kilometer Küstenlinie an der Avenida Colón um. Dieser Abschnitt ist auch als Costa Martiánez bekannt.

Die Bauarbeiten dauerten mehrere Jahre. 1972 waren die kleineren Schwimmbecken weitgehend fertig gestellt. Die Arbeiten am großen Lago dauerten noch mehrere Jahre. Vor allem die Landgewinnung gestaltete sich aufwändig. 1977 schließlich wurde die gesamte Anlage eröffnet. Sie ist seitdem eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Stadt.

Auf der „Hauptinsel“ war bis vor einigen Jahren unterirdisch Puertos Casino untergebracht. Aktuell ist auch das Restaurant dort geschlossen.
Das Wasser in den Becken kommt direkt aus dem angrenzenden Atlantik.
Das Wasser in den Becken kommt direkt aus dem angrenzenden Atlantik.

Die Badegäste können in Meerwasser schwimmen, das aus dem Atlantik direkt in die Anlage gepumpt wird. In den kleineren Becken können auch Kinder planschen. In der Mitte des Lago liegt eine Insel, die über mehrere Brücken erreichbar ist. Das Restaurant dort ist aktuell geschlossen. Für das leibliche Wohl gibt aber mehrere Kioske und Imbisse, die in der Anlage verteilt sind. Die Preise sind durchaus in Ordnung. Besucher können auch problemlos eigenes Essen und Snacks mit in den Lago nehmen.

Mehrere Jahre war auf der „Hauptinsel“ unterirdisch das Casino von Puerto de la Cruz angesiedelt. Es wurde allerdings 2015 wegen eines zu geringen Publikumszuspruchs wieder geschlossen. Seitdem gibt es nur noch ein Automaten-Casino außerhalb der Anlage.

Blick auf die kleinen Becken des Meerwasser-Schwimmbades.
Blick auf die kleinen Becken des Meerwasser-Schwimmbades.
Die angrenzende Avenida Colón ist die Vorzeige-Promenade der Stadt.
Die angrenzende Avenida Colón ist die Vorzeige-Promenade der Stadt.

Rückwirkend kann man sagen, dass der Bau des Lago Martiánez einen Wendepunkt in der Entwicklung von Puerto de la Cruz markierte. Er läutere das Ende der städtebaulichen Verschandelung ein. Ihm folgten noch weitere Groß-Projekte, die mehr Grün und mehr Ursprünglichkeit in die Stadt zurückbrachten. Das bekannteste ist der Playa Jardín, der ebenfalls unter Federführung von César Manrique gestaltet wurde. Mehr über den „Gartenstrand“ erfahrt ihr hier.

Keine kostenlose Besichtigung mehr möglich

Tagsüber ist normaler Badebetrieb. Als das Casino auf der Insel im großen See noch geöffnet war, konnte ein großer Teil der Anlage abends auch ohne Eintritt zu zahlen besichtigt werden. Vor allem die riesige Fontäne war ein beliebtes Foto-Motiv. Seit der Casino-Schließung ist dies leider nicht mehr möglich.

Die angrenzende Avenida Colón ist heute Puertos Vorzeige-Promenade. Hier kann man flanieren, Essen gehen, einen Cocktail trinken, oder sich von einem der vielen Portrait-Maler zeichnen lassen. Ein wirklich empfehlenswertes Restaurant ist übrigens „La Taberna del Lago“ direkt gegenüber dem Eingang des Lago. Hier sitzen die Gäste ganzjährig draußen – im Winter gemütlich mit Heizpilz.

Als der Lago eröffnet wurde, war das noch übrigens noch anders: Die Straße war keine Fußgänger-Zone sondern stark befahren und vor allem ziemlich vollgeparkt. Erst 2002 wurde sie verkehrsberuhigt.

Lago Martiánez: Eintrittspreise und Öffnungszeiten

  • Eintritt: 5,50 Euro, Kinder bis 10 Jahre zahlen 2,50 Euro
  • Es gibt Bonuskarten, mit denen beim effektiven Eintrittspreis gespart werden kann
  • Liegen und Auflagen sind im Eintrittspreis inklusive, Sonnenschirme kosten 2,50 Euro
  • Der Lago ist im Juli, August und September täglich von 10 bis 19.30 Uhr geöffnet – letzter Einlass 18 Uhr
  • In den übrigen Monaten ist von 10 bis 18 Uhr geöffnet – letzter Einlass 17 Uhr

Achtung: Seit dem 8. Mai 2023 ist der große See des Lago wegen umfangreicher Sanierungsarbeiten geschlossen. Die Arbeiten verzögerten sich mehrere Monate. Die komplette Anlage soll jetzt im März 2024 wieder eröffnen. Mehr dazu hier.

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