Top-News aus Puerto de la Cruz

Von Published On: 21. April 2024Kategorien: Top News aus Puerto

Demos gegen Massentourismus auf Teneriffa: Infos und Hintergründe

Touristen an der Avenida Colón in Puerto de la Cruz (Archivbild)

 


 

 

Am Samstag versammelten sich auf allen Inseln mehrere 10.000 Menschen, um gegen die aktuelle Form des Massentourismus auf dem Archipel zu protestieren. „Die Kanarischen Inseln habe eine Grenze“, lautete das Motto. 

Auf Teneriffa fand die zentrale Demonstration in der Hauptstadt Santa Cruz statt. Die Behörden schätzen die Zahl der Teilnehmenden auf rund 30.000, die Veranstalter des sogenannten 20-A-Marsches sprachen von bis zu 80.000 Menschen. Dabei waren Beschäftige im Tourismussektor, Umweltgruppen, Gewerkschaften und normale Bürger.

Das sind die Forderungen der Demonstranten

Angesichts immer weiter steigenden Besucherzahlen auf den Kanaren fordern die Organisatoren nachhaltige Änderungen in mehreren Bereichen. Dazu gehören vor allem:

  • wirtschaftliche Diversifizierung
  • Gerechtere Verteilung der Vermögen
  • Kontrolle der Immobilienpreise
  • bessere Arbeitsbedingungen
  • Schutz der Natur
  • Einführung einer Ökosteuer
  • Stopp von weiteren Hotelneubauten

Sind Urlauber auf Teneriffa noch willkommen?

Die Organisatoren betonen, dass sich die Demonstrationen nicht gegen den Tourismus an sich richten. Vielmehr sollen die Auswüchse des immer weiter wachsenden Massentourismus unter Kontrolle gebracht werden. Es gebe keine Touristenfeindlichkeit. Die an verschiedenen Stellen der Inseln aufgetauchten Graffitis mit den Inhalten „Tourists go home“ (Touristen geht nach Hause) verurteilten die Veranstalter. 

Einschätzung: Sind die Demonstrationen gerechtfertigt?

Schon lange sorgen die Folgen der seit Jahren steigenden Urlauberzahlen für Unmut unter den Canarios. Und das kommt keinesfalls überraschend. 

Eines der größten Probleme ist der zunehmende Mangel von bezahlbaren Wohnraum. Immer mehr Mietwohnungen verschwinden vom normalen Wohnungsmarkt und gehen statt dessen in die Ferienvermietung über große Plattformen wie Airbnb. Die Folge: Stark steigende Mietpreise für die Einheimischen. Vor allem junge Menschen können sich immer seltener eine eigene Mietwohnung leisten und leben weiterhin bei ihren Eltern. Auch der steigende Verkauf von Immobilien als an „Überwinterer“ oder Auswanderer verschärft die Lage.

Auch Forderungen nach gerechter Entlohnung und besseren Arbeitsbedingungen, etwa für Dienstmädchen, wurden laut. Dass für diese harten Jobs eine bessere Bezahlung und gerechtere Ruhestandsregelungen gefordert werden, ist mehr als verständlich.

Für steigenden Unmut sorgt auch die sehr eng mit dem Tourismussektor „verzahnte“ Politik. Teilweise mehr als fragwürdige Genehmigungen für Hotelneubauten in Landschaftsschutzgebieten sind eine Folge davon. Die Forderungen der A-20-Organisatoren nach einem Stopp dieser Neubauten ist somit mehr als verständlich. Auch dass sich nicht alles dem Tourismus unterordnen muss, sondern die kanarischen Wirtschaft breiter aufgestellt werden muss, ist völlig richtig. Wie gefährlich es ist, nur auf ein Standbein zu setzen, zeigte sich beim Ausbruch der Corona-Pandemie, als der Tourismus fast vollständig zum Erliegen kam.

Die Demos sind somit absolut gerechtfertigt. Und sie sind keinesfalls ein Ausdruck davon, dass Urlauber auf den Kanaren im allgemeinen und Teneriffa im speziellen nicht mehr willkommen sind. Vielmehr soll erreicht werden, dass zwischen Bevölkerung, Urlaubern und Umwelt eine ausgewogenen Balance existiert und der Massentourismus über allem steht.

Die Organisatoren betonen, dass Urlauber auf den Kanarischen Inseln weiterhin willkommen sind. Aber es könnten nicht jedes Jahr zwei Millionen Menschen mehr kommen. Auch das ist eine absolut nachvollziehbare Forderung. An anderen Ferienzielen, etwa Mallorca, wurden solche Forderungen ebefalls laut, teilweise schon vor Jahren. 

Von daher ist der Impuls, der von A-20-Demos ausgeht, absolut richtig. Denn wir alle wollen doch auch in 10 oder 20 Jahren gerne noch auf unsere Lieblingsinsel kommen – mit einem gerechten Geben und Nehmen zwischen Urlaubern und Einheimischen, fairen Jobs mit anständiger Bezahlung und nicht noch mehr Betonbunkern in der Landschaft.