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Bakterien, Demos, Skandale – wann ist Baden wieder möglich?

Seit Monaten ist das Baden an der Playa Jardín verboten. Grund ist bakterienverseuchtes Wasser.
Monatelang herrscht an Puertos ehemaligem Vorzeigestrand Playa Jardín nun schon ein Badeverbot. Nach unschönen Enthüllungen, gegenseitigen Schuldzuweisungen der Politik, diversen Sitzungen von Arbeitsgruppen und Demos, bei denen hunderte Menschen auf die Straße gingen, sind die drei Badebuchten immer noch gesperrt. Und kurzfristig dürfte sich daran auch nichts ändern. Doch es gibt den einen oder anderen Lichtblick.
Seit Juli 2024 ist der „Gartenstrand“ am westlichen Stadtrand von Puerto gesperrt. Das Wasser aller drei großen Strandabschnitte ist mit Fäkalbakterien belastet.
Schon relativ schnell nach der Sperrung standen die Gründe dafür fest. Ein Teilstück einer Pumpleitung, die Schmutzwasser eigentlich weit entfernt vom Strand ins Meer leiten sollte, war undicht. Und so trat das Abwasser in unmittelbarer Strandnähe aus. Zudem war und ist die Anfang der 1990er Jahre gebaute Kläranlage in der Nähe des Strandes schon seit langem den immer weiter ansteigenden Abwassermengen nicht mehr gewachsen. Und so gelangt auch von dort bei Kapazitätsengpässen immer wieder ungeklärtes Wasser ins Meer. Zudem stellte sich heraus, dass zahlreiche Häuser des Ortsteils Punta Brava, ebenfalls in unmittelbarer Strandnähe gelegen, nicht an die Kanalisation anschlossen sind.
Hausgemachter Skandal und großer Imageschaden
Jeder dieser Punkte ist für sich genommen eigentlich schon Grund genug, an der Playa Jardín nicht schwimmen zu gehen. Aber der eigentliche Skandal ist, dass diese Missstände alle schon seit Jahren bekannt waren. Unternommen wurde hingegen wenig bis gar nichts. Selbst als die Wasserwerte, die – immerhin – regelmäßig geprüft werden, immer schlechter und Grenzwerte überschritten wurden, handelte zunächst niemand. Kanarische Zeitungen berichteten, dass die Behörden, selbst nachdem ihnen die Werte bekannt waren, wochenlang nichts unternahmen.
Als die Strände schließlich gesperrt wurden, war der Aufschrei groß und der Skandal perfekt. Europaweit berichteten Medien von den Badeverboten in Puerto de la Cruz. Der Imageschaden für die Stadt und letztendlich auch die Insel Teneriffa dürfte erheblich sein.
Nachdem der sozialistische Bürgermeister Puertos, Marco González, durch ein Misstrauensvotum seines Amtes enthoben wurde, begann zudem noch eine politische Schlammschlacht. Auch wenn das Misstrauensvotum ursächlich nichts mit den Geschehnissen an der Playa Jardín zu tun hatte. Der neue konservative Bürgermeister, Leopoldo Afonso, warf den Sozialisten vor, die sich jahrelang immer weiter verschlechternde Wasserqualität ignoriert zu haben. Die Sozialisten wiederum verwiesen auf die Untätigkeit der Inselregierung bzw. der Behörden. Alles in allem ein unwürdiges Schauspiel.

Ein Foto aus besseren Zeiten, als an der Playa Jardiín noch gebadet werden durfte.
Was wird getan, um die Wasserqualität an der Playa Jardín zu verbessern?
Der Skandal sorgte immerhin schon einige Wochen nach der Sperrung dafür, dass eine gewisse Betriebsamkeit ausbrach. Das defekte Rohr wurde untersucht und provisorisch reparier. In Punta Brava wurden die Häuser ausfindig gemacht, die nicht an die Kanalisation angeschlossen sind. Die Aufträge für die Erweiterung der Kläranlage wurden priorisiert ausgeschrieben. Zudem wurden Abflüsse und Überläufe gereinigt und ein Generator installiert, der den Ausfall von Pumpen verhindern soll. Auch Pumpen selbst wurden ausgetauscht.
Ende März diesen Jahres kam zusätzlich Bewegung in das Thema. Zum einen demonstrierten mehr als 1000 Bürgerinnen und Bürger gegen die Verunreinigung des Meeres und für schnelles Handeln der Verantwortlichen. Zufall oder nicht – wenige Tage später wurden die endgültigen Sanierungsarbeiten am notdürftig geflickten Unterwasser-Rohr ausgeschrieben. Rund 2,7 Millionen Euro sind dafür vorgesehen. Auch die Erweiterungsarbeiten an der Kläranlage sind mittlerweile ausgeschrieben.
Nach Angaben der Verwaltung Puertos zahlen sich die Maßnahmen aus. Bereits bei mehreren Proben, die an den Strandabschnitten entnommen wurden, seien die Grenzwerte wieder eingehalten worden. An dieser Aussage zweifelt allerdings Gonzales (alter Bürgermeister) grundlegend, was wiederum Afonso (neuer Bürgermeister) dazu brachte, seinem Vorgänger die Kompetenz für solche Aussagen abzusprechen.
Wann kann in Puerto de la Cruz wieder gebadet werden?
Wenn man nun Puertos Verwaltung glaubt, dass die Werte unter anderem bei Enterokokken Escherichia Coli seit Dezember letzten Jahres innerhalb der Grenzwerte liegen, dann gibt es tatsächlich einen Hoffnungsschimmer. Laut der geltenden Bestimmungen müssten die Werte mehrere Monate hintereinander unauffällig sein, damit das Badeverbot aufgehoben werden kann.
Puertos Verwaltung plant aktuell, den „Gartenstrand“ im Sommer 2025 wieder fürs Baden freizugeben. Das wäre vor dem Abschluss der Abdichtungsarbeiten des Abwasserrohres und vor der Inbetriebnahme der Kläranlagen-Erweiterung. Die Verantwortlichen betonen, dass die bisherigen Arbeiten bereits zu einer signifikanten Verbesserung der Wasserqualität geführt hätten. Sollten die Grenzwerter weiterhin eingehalten werden, würde sich tatsächlich so etwas wie Licht am Ende des Tunnels zeigen.
Zu hoffen ist, dass es keine weiteren unschönen Überraschungen gibt oder weitere Skandale aufgedeckt werden. Wir werden euch natürlich aktuell auf dem Laufenden halten.
So lange das Badeverbot gilt, findet ihr hier die besten Strand-Alternativen rund um Puerto de la Cruz im Norden Teneriffas.